infowilplus, 23.12.2014
Die „Traviata“-Proben sind von der Probebühne in die Tonhalle umgezogenCarola Nadler
Seit gut einer Woche probt das Ensemble des MUSIKTHEATERWIL in der Tonhalle. Zeitlich liege man so gut wie noch nie, sagt technischer Leiter Karl Ulmer.
„Ihr dürft nicht mit der Gruppe singen und denken, das stimme dann schon!“. Unermüdlich ruft Dirigent Kurt Pius Koller seinen Sängerinnen und Sängern in Erinnerung, dass die szenische Darstellung auf der Bühne die musikalische Qualität nicht verdrängen darf. Schwer vorstellbar, dass Opernchören auf den grossen Bühnen der Welt solche Sorgfalt zuteil wird!
Kollers Anspruch ist hoch: „Jeder Einzelne muss nach mir singen!“. Und : „Der Bass muss viel heller singen, jetzt umso mehr, auf dieser Bühne seid Ihr so weit hinten.“. Doch der Erfolg dieser vermeintlichen Pedanterie ist unumstritten: Transparent und messerscharf lassen die Chorpassagen die phantastische Grösse dieses Werkes sich erst entscheidend entwickeln. Original Bühnenbild Körpersprache Wie ein Zwilling Regina Heer weist die Darsteller – Chor wie Protagonisten – ein, wie weit sie sich im Raum ausdehnen dürfen. Sehr weit: Sie zeigt, welche Winkel später vom Licht ausgeleuchtet werden. Technisch gibt es noch Einiges zu tun, wie technischer Leiter Karl Ulmer berichtet, der als Marchese d’Obigny ebenfalls auf der Bühne steht. Anstehende Arbeiten können nur abseits der Probenarbeit erledigt werden: Frühmorgens oder nachts. Oder am Sonntag. Dennoch ist er mehr als zuversichtlich: „Wir waren zu diesem Zeitpunkt noch nie so weit fortgeschritten“. „Grosse Gefühle“ Dennoch: Die Eindringlichkeit der Darstellung beider Protagonisten ist dermassen überwältigend, dass man schlicht die Probensituation vergisst: Im Zuschauerraum sind die Stühle zur Seite gestapelt, Wasserflaschen, Thermoskannen, Kleiderbündel liegen achtlos herum und die Korrepetitorin sitzt auf einer Technikkiste. „Grosse Gefühle“, authentisch dargestellte Emotionen brauchen eben keine Rüschen und Krinolinen. |
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